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10. Dezember 2020

Crys Tale of the Moon: Werwölfe – Teil 10

Kapitel 4

Noah schlief seit genau 15 Minuten, als es unten an die Tür klopfte. So viel Höflichkeit hätte ich ‚Mister Rude‘ gar nicht zugetraut. Ich überprüfte zur Sicherheit meine Herzfrequenz und konzentrierte mich auf meine Atmung. Redek sollte nicht merken, wie nervös mich dieses Gespräch in Wirklichkeit machte.

Ich öffnete die Tür, registrierte, dass seine Augen ihre normale Farbe hatten und bat ihn wortlos herein, indem ich einige Schritte in das große Wohnzimmer mit offener Küche hineinging. Er stellte sich mitten in den Raum, streckte demonstrativ den Rücken, verschränkte die Arme vor der Brust und starrte mich an. Wäre das Ganze nicht so ernst, hätte es mich amüsiert: Natürlich wollte er mich mit seinem Gebaren einschüchtern.

Ich starrte zurück und wartete.

„Bist du tatsächlich seine Mutter?“ Seine Stimme klang ruhig.

Ich konnte ihm die Frage nicht verdenken. Meine blonden, leicht gelockten Haare und die babyblauen Augen zusammen mit der hellen Hautfarbe und meiner mädchenhaften Figur passten überhaupt nicht zum Bild einer Mutter und besonders nicht zu der eines indianischen Kindes. Ich war schon 26, könnte aber auch 10 Jahre jünger sein.

Ich nickte und zögerte einen Moment. Dann nahm ich den verschlossenen Brief vom Küchentisch und reichte ihn Redek. Ben hatte ihn für diesen Moment vorgesehen. Er hatte mich gebeten, ihn nicht zu lesen und ich hatte seinen Wunsch respektiert.

Redek las die Zeilen mehrmals, runzelte die Stirn und steckte den Brief schließlich in seine Hosentasche. Er begann, im Zimmer umherzuwandern und machte keinerlei Anstalten, mit mir sprechen zu wollen.

Ich biss mir auf die Lippen und beobachtete ihn, bis ich es nicht mehr aushielt. „Was steht drin?“

Redek reagierte nicht.

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