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15. Dezember 2020

Crys Tale of the Moon: Werwölfe – Teil 15

Seine Augen wirkten dunkel und ich konnte die Emotionen darin nicht deuten. Seine Reaktion überraschte mich deshalb und erwischte mich kalt: Er rutschte noch etwas näher und nahm meine Hände zwischen seine großen rauen. Es fühlte sich vertraut an, obwohl er es nicht war. Es stimmte überhaupt nicht mit seinem vorherigen Verhalten überein und doch schien es in diesem Augenblick das einzig Stimmige zu sein.

„Was hast du gesehen?“ Seine Stimme klang leise und gepresst. Es musste schwer für ihn sein, dass er nicht dort war, um seinen Freund zu beschützen. Der Alpha eines Rudels war auf besondere Weise mit allen Wölfen verbunden. So hatte er vermutlich als erster von Bens Tod erfahren, ohne die Umstände zu kennen, ohne etwas daran ändern zu können.

Ich holte Luft. „Sie waren weg. Wahrscheinlich schon lange … Ben lag vor dem Haus. Er … war kaum zu erkennen. Er hatte Bisswunden, das war überall Blut. Teile hatten sie rausgebissen, seine Brust hing in Fetzen.“ Redek streichelte meine Hände, doch ich bemerkte es kaum. „Warum? Warum tut ihr euch das gegenseitig an? Wir haben keinem etwas getan! Wir haben einfach nur gelebt. Ich verstehe es nicht.“ Meine Lippen zitterten und jetzt liefen die Tränen unkontrolliert über meine Wangen. „Ich musste ein Tuch für seinen Vater holen, bevor ich Noah die Augenbinde abnehmen konnte. Wir haben ein Grab ausgehoben und …“

Redek atmete schwer. Er hielt meine Hände etwas zu fest und ich entzog sie ihm. Ich stützte den Kopf in meine Hände und mir wurde bewusst, dass ich für einen Teil seines Leids mitverantwortlich war. Vielleicht hätte ich Ben überreden sollen, wenigstens näher zu seinem Rudel zu ziehen. Doch ich hatte meiner Mutter vor ihrem Tod versprochen, immer in Makawees Nähe zu bleiben.

Ich wischte mir die Tränen ab und sammelte mich, um meine Geschichte zu beenden und die Erinnerungen wieder in mir zu verschließen. Niemals wieder wollte ich sie hervorholen. „Wir sind über den Winter zu einer Bekannten gezogen. Makawee ist die einzige, die über uns Bescheid weiß. Den letzten Sommer haben wir in unserem Haus verbracht. Ich weiß, Ben wollte, dass ich dich sofort aufsuche, aber ich …“ Ich hob eine Hand und ließ sie wieder fallen.

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